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Neidgefühl nach belastender Geburt

Darf man andere Mütter um eine vollständig ausgetragene Schwangerschaft oder um das Geburtserlebnis beneiden? Wie denkst Du darüber? Und wie geht es Dir selbst mit diesem Thema?

Ich möchte Dir dazu folgende Gedanken mit auf den Weg geben: das Neidgefühl erleben viele Frühchen-Mamas und viele Sternen-Mamas, es ist nicht außergewöhnlich, so zu empfinden. 

 

Viele Frauen denken darüber nach, wie es hätte sein können: eine vollständig ausgetragene Schwangerschaft, ein gesundes Baby, ein lebendes Baby, ein reifgeborenes Baby, eine "normale Geburt", ein "normales Wochenbett"... Oft kommt auch die Frage auf, warum die andere Person dieses Glück hatte und man selbst nicht? Hat die andere Person überhaupt eine glückliche Schwangerschaft und Geburt verdient? Manchmal wünscht man sogar (vor lauter Wut, Enttäuschung, Verzweiflung) vielleicht auch anderen Personen so ein ähnliches Schicksal. Das wirkt sehr erschreckend, aber das kann tatsächlich auch als Gedanke aufkommen. Und viele stellen sich auch die Fragen, was man eigentlich falsch gemacht hat oder warum man so hart bestraft wurde... Kennst Du manche dieser Gedanken auch?

 

Versuche doch mal, den Neid zu beschreiben. Wie fühlt sich das für Dich an? Welche Fragen stellst Du Dir? In welchen Situationen tritt der Neid auf? Kannst Du diese Situationen (schon) aushalten oder meidest Du diese Situationen? War es mal anders und wie ist es jetzt? Erkennst Du bereits Fortschritte? 

 

Kannst Du den Neid von der anderen Person trennen? Dein Neidgefühl hat nicht wirklich etwas mit der anderen Person zu tun, es ist Deine Trauer, Deine Verzweiflung, Dein Verlust, Deine Enttäuschung, Deine Wut... die andere Person hat etwas schönes erlebt oder bekommen, was Du auch gerne hättest. Trotzdem habt ihr verschiedene Geschichten, verschiedene Herausforderungen, verschiedene Lebenswege. Die andere Person hat zwar eine glückliche Schwangerschaft und/oder eine glückliche Geburt erlebt, aber jedes Leben hat Höhen und Tiefen. Dein Glück kommt vielleicht erst noch zu einem späteren Zeitpunkt? Kannst Du den Gedanken (schon)annehmen, dass Du anderen Müttern ihr Glück gönnst und weiter an Deinem eigenen Glück und Deinem Frieden arbeiten willst? 

 

Ich persönlich denke, dass Neid nach einer belastenden Schwangerschaft oder Geburtserfahrung zum Verarbeitungsprozess gehört. Ja, wir dürfen andere Mütter um ihre vollständig ausgetragene Schwangerschaft oder um ihr Geburtserlebnis beneiden, gleichzeitig sollten wir ihnen aber auch ihr Glück gönnen. Wichtig ist, dass wir Neid nicht anderen Personen überstülpen, dass der Neid nicht bösartig ist (oder bleibt), sondern das wir Neid als Gefühl annehmen und akzeptieren, als Wunsch sehen nach etwas, das wir gerne haben oder erleben möchten, dass wir Neid als Motivator sehen um weiter an unserem Lebensglück zu arbeiten und das Neidgefühl letztendlich in einen gutartigen Neid umwandeln. 

 

Kannst Du diese Gedanken auch für Dich annehmen und vielleicht sogar mit Deinem Neidgefühl abschließen? Oder brauchst Du noch etwas Zeit, um an diesen Punkt zu kommen? Nimm Dir soviel Zeit, wie Du brauchst, in Deinem individuellen Tempo. Vielleicht hilft Dir auch ein gutes Gespräch mit einer vertrauten Person, oder einer neutralen Person wie zum Beispiel einem Coach oder einem Therapeuten. Alles Gute für Dich. 

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